Tracht

Axamer Festtagstracht: Am Fronleichnamstag 1922 erstmals getragen!

Bevor wir ins Jahr 1922 zurückblicken, schauen wir nochmals 100 Jahre weiter zurück im Geschichtsbuch der Axamer Schützen: In einem Bericht aus dem Jahr 1814 beschreibt Franz Di Pauli – hier in einem Auszug dargestellt – über den Besuch der französischen Kaiserin Maria Louise, einer Tochter des österreichischen Kaisers Franz, in Tirol:
„ 13. May … Wie ich höre, verlangte sie (die Kaiserin, Anm. Red.) das Mittelgebirge um Innsbruck zu besuchen, und man schlug ihr Axams als die interessanteste Gegend vor. Warum fuhr sie eben heute nach Axams? Die Antwort hörte ich selbst von einem Handwerker, der mit einem anderen hinter mir die Straße her kam. Die Kaiserin hat von dem werkwürdigen Dorfe schon in Frankreich gehört und es zu sehen ausdrücklich verlangt. Zu Axams ist nämlich im Jahre 1809 die Insurrection (Volksaufstand, Anm. Red.) zuerst ausgebrochen und auch im verflossenen Herbste hielt man die von Axams für sehr störrisch und gefährlich.“

Die von Axams hielt man für störrisch und gefährlich

Im Bericht über diesen Besuch ist dann unter anderem Folgendes zu lesen:
“ … So dass die Zahl der wirklich paradierenden Bauern bei dem Einzug der Kaiserin in Axams etwa 140 Mann gewesen sein dürfte. Auch waren sie mit zwei Schützenfahnen, auf welchen beide der alte österreichische Doppeladler im Bilde war, und mit voller nicht schlechter türkischer Musik versehen …“ An anderer Stelle steht zu lesen: „Voraus zogen die Schützen in Reih und Glied, und so ging der Zug unter dem Ertönen der türkischen Musik mit fliegenden Fahnen und unendlichen Vivatrufen langsam durchs Dorf bis zum Pfarrhaus … Der Eingang des Hauses wurde hierauf sogleich mit Bauernwachen besetzt, so dass außer dem Bürgermeister und einigen Bauernausschüssen vom Volk niemand hereinkam. Vor dem Haus spielte unterdessen die türkische Musik einige Stücke …“

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Das Originalgemälde mit der Axamer Tracht von Peter Paul Kirchebner befindet sich im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Eine Lithographie (ca. 1880) ist nach wie vor in Axams – im Besitz von Dr. Anton Zimmermann. Diese Lithographie diente dem Axamer Dorfschneider Johann Peer als Vorlage für die heutigen Trachten.

Neue Festtagstracht im Jahr 1922

Im Jahre 1922 erhielten die Musikkapelle Axams und die Schützenkompanie eine neue Festtagstracht – schwarze Kniehose, grüner Lodenrock, lila Gilet, Speckbacherhut und weiße Stutzen –, welche sie in dieser Zusammenstellung heute noch tragen. Die Vorlage zu dieser Tracht lieferte ein Gemälde von Peter Paul Kirchebner, 1812 in Axams geboren, 1846 in Fügen/Zillertal verstorben. Der alte Dorf-Schneider, Johann Peer, fertigte mit seinem Lehrling Josef Tauber die ersten Garnituren an. Die Stutzen wurden von Maria Kuprian gestrickt und deren Tochter Josefa („Schlosser Sefa“) nähte die Verzierungen auf den Hosen.

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Eine alte Aufnahme zeigt die damals neue Tracht der Axamer Schützen – besonders die Speckbacher-Hüte weisen noch keinerlei „Gebrauchsspuren“ auf … die Trachten der Marketenderinnen weichen von der Vorlage und der heutigen Trachtenform ab. Im Vergleich zu einem aktuelleren Kompaniefoto:

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Die Entwicklung schreitet voran – vieles bleibt aber bestehen

Die Bauchbinde, oder auch „Ranz’n“ genannt, zeigt bei den Schützen das Wappen von Axams. Die Axamer Schützen sind außerdem grundsätzlich mit Trachtenschuhen/Haferlschuhen ausgestattet, die Ausnahme stellen die Offiziere dar, die schwarze Offiziersstiefel tragen. Ein weiteres Detail ist die grüne Krawatte, die den Tiroler Adler, ganz in rot gehalten, zeigt. Am Trachtenhut wird immer, wenn die Schützen eine oder mehrere Ehrensalven abfeuern, das Eichenlaub getragen. Zu anderen Anlässen, besonders an Feiertagen oder repräsentativen Ausrückungen, an denen keine Ehrensalve abgefeuert wird, wird ein weiß-roter Blumenschmuck am Hut befestigt. Weiß-rot steht dabei natürlich für die Tiroler Landesfarben. Die Axamer Schützen tragen am Hut außerdem einen Spielhahnstoß, als Symbol für Kraft, „Schneid“ und Treffsicherheit.

Unsere Marketenderinnen sind mit der klassischen Wipptaler Festtagstracht bekleidet, wobei der grüne Rock und der Speckbacherhut ihr Aussehen komplettieren und damit die Zugehörigkeit zur Schützenkompanie zeigen. Mitgeführt wird dabei das Horn, gefüllt mit weiß-roten Blumen oder das „Panzele“, gefüllt mit Schnaps.

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1922 bis heute: Die Axamer Festtagstracht wie sie nach wie vor getragen wird.

Die Bestandteile der Axamer Tracht im Detail

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Die Dienstgradabzeichen der Axamer Schützentracht

Chargen
Der Schütze trägt die Tracht ohne Dienstgrad. Der Patrouillenführer trägt nach 10 Jahren Kompanieangehörigkeit einen weißen Stern am Revers, der Korporal trägt zwei weiße Sterne nach 20 Jahren und der Zugsführer trägt drei weiße Sterne.

Oberjäger
Der Oberjäger trägt drei weiße Sterne, welche an zwei Seiten von einer gelben Borte umrahmt sind. Das Säbelkoppel trägt eine gelbe Borte, das Portepee ist gelb und wird offen getragen.

Fähnrich
Der Fähnrich trägt einen Silberstern und eine schmale durchgehende Goldborte. Das Säbelkoppel trägt eine Goldborte, das Portepee ist beim Fähnrich – nach alter Axamer Tradition – auch goldfarbig.

Offiziere
Die Dienstgradabzeichen der Offiziere sind Goldsterne. Der Leutnant trägt einen Stern, der Oberleutnant trägt zwei Sterne und der Hauptmann trägt drei Sterne. Der Major trägt auf einem Silberspiegel einen großen Goldstern. Das Säbelkoppel aller Offiziere trägt eine Goldborte und das Portepee ist in Gold. Kommandierende Offiziere – wie der Hauptmann und die beiden Zugskommandanten – tragen zudem eine Feldbinde in den kaiserlichen Farben Schwarz-Gold.

Ehrenoffiziere tragen ihren Dienstgrad zu Lebzeiten und sind außerdem berechtigt eine Feldbinde zu tragen, wenn sie dies in ihrer Funktion zuvor auch tragen durften.

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Die feinen Unterschiede sind erkennbar – die Schützenschnur ist ein „besonderes Detail“ für Schützen und Marketenderinnen, schließlich ist es das Leistungszeichen im Schießwesen.

Schützenschnur
Marketenderinnen und Schützen sind berechtigt – bei entsprechenden Schießleistungen (einheitlich im Bund der Tiroler Schützenkompanien geregelt) – die Schützenschnur als Leistungszeichen an der Tracht zu tragen. Diese wird (vom Schützen aus gesehen) an der linken Seite der Tracht „befestigt“.

Die Schützenschnur ist in drei Leistungsstufen aufgeteilt:
1. Stufe: Schützenschnur in Grün = Leistungszeichen in Bronze
2. Stufe: Schützenschnur = Leistungszeichen in Silber
3. Stufe: Schützenschnur = Leistungszeichen in Gold

Mit dem Erwerb der nächst höheren Stufe, darf natürlich nur diese, höchste Stufe getragen werden. Hat der Schütze das Leistungszeichen in Gold erreicht, wird „nur“ noch die goldene Schützenschnur getragen, jedoch wird bei mehrfachem Erreichen (mindestens drei Mal) ein goldenes Eichenlaub aufgesteckt.

Was hat die Axamer Tracht mit der Amraser Tracht gemein?
Interessanter Link zu einem Bericht über die Axamer und Amraser Tracht 

Das neue Buch „Die Trachten Tirols“ – Tiroler Landestrachtenverband:

Trachtenbuch 1

Das neue Buch „Die Trachten Tirols“ beinhaltet auch eine ganze Seite zur Axamer Tracht – eingebunden in der Berichterstattung zu „Tirols Schützen“. Die 1922 geschaffene Festtagstracht der Axamer wird ausführlich dargestellt und beschrieben. Den Beitrag und die Bilder dazu lieferte der Bundespressereferent der Tiroler Schützen, der Axamer Thomas Saurer.

Quellen:
DR. ZIMMERMANN Anton, ehem. Kulturausschuss-Obmann und Chronist der Musikkapelle Axams
„Tagebuch über die Vorfälle in Tirol, vorzüglich in Innsbruck , Band 2 (12. Feb. bis 20. August 1814)
BUND der Tiroler Schützenkompanien
MAG. HOLZKNECHT Christian, Hauptmann
SAURER Thomas, Pressereferent des Bataillons Sonnenburg